Interviews zum Thema "Wechseljahre bei Frauen"
- sandroflorin4
- 9. Juni 2024
- 13 Min. Lesezeit
Yoga im Alter. Je länger wir leben, desto interessanter wird die Frage, wie wir unser Leben bewusst gestalten und leben möchten. In jungen Jahren verfügen wir über viel Kraft und Energie. Mit dem Alter nimmt das natürlicherweise stetig ab. Stellen wir uns auch noch die Frage nach dem Sinn des Lebens, so sind die Antworten so vielfältig wie wir Menschen. Diese Vielfalt zeigt sich auch bei den Interviews zum Thema Wechseljahre, wenn auch nur im Kleinen.
In den Monaten April und Mai 2024 habe ich verschiedene Interviews (Frauen im Alter von 50 bis 78 Jahren, Mütter, Grossmütter, Singles oder in einer Beziehung, berufstätig oder auch pensioniert) durchgeführt und habe dies nun zusammengefasst. Einerseits möchte ich die Ergebnisse mit euch teilen und andererseits werde ich die Punkte in mein Yoga Weekend im November in Scuol integrieren. Diese Antworten liefern mir eine wichtige Grundlage. Yoga ist eine Einladung zum bewussten Umgang mit sich selbst und den eigenen Ressourcen.
Insgesamt habe ich 11 Interviews durchgeführt (mich eingeschlossen) und zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahrnehmung und die Ausprägung der Wechseljahre sehr unterschiedlich und individuell sind. Eine allgemeine und einheitliche Zusammenfassung ist deshalb nicht möglich und ich habe versucht, bei den Antworten auf die Fragen sowohl gemeinsame wie individuelle Erkenntnisse zu erfassen, wobei ich nicht auf alle Details eingehen konnte, sonst würde der Rahmen gesprengt. Es ist mir aber wichtig, dass alle Frauen, welche ich interviewt habe, sich selbst bei den Antworten wiederfinden und sich vertreten fühlen. Ich bin sehr berührt, wie ehrlich sich alle Frauen mit den Themen auseinandergesetzt und geantwortet haben und dies mit allen anderen teilen. Dafür danke ich allen Teilnehmerinnen.
Fettgedruckt habe ich Zitate von allen Teilnehmerinnen.


Die Fragen
1. Wo stehst du im Moment in deinem Leben?
Einige Frauen stehen noch voll im Berufs- und Familienleben und sind grundsätzlich mit der Situation zufrieden. Andere Frauen sind mit der momentanen Situation nicht restlos zufrieden, nicht in Bezug auf das eigene Leben, sondern das Umfeld - Eltern sind krank, den Zerfall miterleben, Kraft geht verloren, Zeichen von Demenz. Selbstakzeptanz spielt in dieser Lebensphase eine entscheidende Rolle.
Mütter stellen fest, dass Kinder erwachsen werden oder geworden sind und sich das Familienleben verändert, auch wenn zum Teil schon Enkelkinder dazu gekommen sind, welche aber in einer anderen Form zur Familie gehören (nicht im gleichen Haus), auch dieser Prozess stellt ein Wandel dar.
Andere wiederum beschreiben die momentane Situation als „wackelig“, da viele Prozess des „Älterwerdens“ stattfinden, persönlich und auch im Umfeld. Einerseits körperlich der Zerfall (Abnützungserscheinungen machen sich bemerkbar), sei es bei den Eltern und auch bei sich selbst. Anderseits seelisch im Bereich des Selbstvertrauens, welches sich unsicherer anfühlt. Andere beschreiben die Situation als „schräg“, da einiges nicht stimmt, vor allem auf der körperlichen Ebene.
Mit ungefähr 60 Jahren ist es ein guter Zeitpunkt, wo man sich überlegt, was wichtig ist im Leben, wie lange man noch arbeiten will und was die nächsten Schritte sind.
Dankbar sein, für das bisherige Leben und das Erreichte, ohne grosse Probleme und Einschränkungen (persönlich, gesundheitlich und beruflich). Dankbar aber auch, schwierige Situationen im Leben gemeistert zu haben und deshalb dankbar für jeden Tag.
Beruflich freischaffend, selbstbestimmt, naturverbunden, stressfrei, mit genügend Zeit für sich, Yoga und Meditation.
Neuausrichtung durch Wohnungswechsel, nach 40 Jahren in der Stadt auf das Land, neuer Ort, neue Schwerpunkte, andere Menschen. Suche nach Heimat - politisch und emotional.
„Ich sehe mein Leben in 3 Teilen, ich stehe jetzt im 3. Abschnitt, die Lebensmitte ist schon lange überschritten, die gelebte Zeit somit viel länger und die verbleibende Zeit viel kürzer. Daher nehme ich jeden Tag als ein Geschenk an und fülle diesen mit Leben.“
2. Was passiert körperlich und gefühlsmässig mit dir?
Mit dem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit (Kraft, Augen, Gehör, Gehirn) des Körpers ab und der Regenerationsbedarf (Schlaf, Pausen, Entspannen) nimmt zu. Gleichzeitig sind einige Frauen gefühlsmässig ausgeglichener mit mehr Reflexion. Sie empfinden die Veränderungen eher als altersbedingt und weniger als Symptome der Wechseljahre und diese haben somit keine grossen Spuren hinterlassen. Es ist wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und gut für sich zu sorgen, unabhängig von den körperlichen Veränderungen.
Teilweise werden die Wechseljahre sehr bewusst und über einen längeren Zeitraum (bis 10 Jahre) wahrgenommen. Durch das Ausbleiben des Zyklus, muss sich der Körper und der Geist an den neuen Zustand gewöhnen und dies gefühlmässig verarbeiten. Andere Frauen spüren das Wechselbad der Gefühle als Zeichen der Wechseljahre (starke Hitzewallungen, Schlafstörungen und Gefühlsschwankungen) und empfinden dies als natürliche Entwicklung und können damit gut umgehen. Positiv wird erwähnt, dass man gelernt hat, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, loszulassen, gelassener zu werden, und viel mehr Selbstbestimmung zu erleben. Und auch wenn körperliche und geistige Einschränkungen eintreten, kann man immer noch viel machen und erleben. Durch Bewegung, geistige Aktivität und Ernährung kann die Lebensqualität weiterhin gut aufrechterhalten werden.
Die Beschwerden und die Arztbesuche nehmen mit dem Alter zu und das Gefühl, dem System ausgeliefert zu sein, wird als unangenehm angesehen und man fühlt sich hilflos. Bei einigen Frauen sind die Schlafstörungen, Hitzewallungen und Gefühlsschwankungen auch nach vielen Jahren noch vorhanden und machen energetisch zu schaffen.
Eine schwere Krankheit vor längerer Zeit hat vermutlich die Symptome der Wechseljahre ausgelöst und über fast 2 Jahrzehnte angedauert, was eine grosse Herausforderung darstellte. Immerhin ist diese Zeit seit rund einem Jahr glücklicherweise vorbei, was ich sehr schätze.
Es steht weniger Energie zur Verfügung und es ist deshalb wichtig, diese bewusst einzusetzen und auch Pausen einzulegen. Ganz bei sich ankommen, das fühlt sich auch körperlich gut an und setzt Energie frei.
Eine aktuelle körperliche Verletzung fordert uns heraus, nachzudenken, warum etwas passiert und was es bedeutet. Gleichzeitig erinnert es uns an vergangene, prägende Ereignisse, welche vermutlich in einem Zusammenhang stehen. Die Herausforderung besteht darin, dies mit Herz und Verstand zu verstehen und aufzulösen, zuerst im Kopf, dann im Gefühl und zuletzt im Körper.
Anpassung an die neuen Gegebenheiten, was Spass macht beim Erproben. Die Neue zu sein, das darf man anders sein. Überprüfung von Gefühlen, was ist echt. Wahrnehmung geht tiefer, weil freier. Sowohl auf geistiger wie emotionaler Ebene. Mehr Gartenarbeit, mehr Natur, fördert das Gleichgewicht.
«Körperlich muss ich mich seit 6 Jahren mit einer Krebserkrankung herumschlagen und Medikamente nehmen. Trotzdem geht es mir gut und ich bin bemüht, mich in der körperlichen und geistigen Balance zu halten. Die Tage des Warums und der Zweifel sind längst hinter mir und ich habe die Krankheit als Teil von meinem Leben integriert. Die Krankheit hat mich unweigerlich mit vielen existentiellen Fragen konfrontiert und weitergebracht.»
3. Was macht dich traurig und was macht dich frei?
Die Weltsituation (es wird immer schlimmer) gibt vielen Menschen zu denken, unabhängig in welchem Alter und Situation. Auch der Umgang der Menschen miteinander (im Umfeld, in der Familie) und der Egoismus. Ebenfalls die technologische Entwicklung (z.B. künstliche Intelligenz) entfernt uns von uns selbst. Was für eine Welt lassen wir den nächsten Generationen zurück? Aber auch das Leid der Welt will getragen werden und jeder Mensch ist Teil dieser Welt.
Vielleicht das Verblassen der Jugend, die Erinnerung an verpasste Chancen, die Zeit, die verrinnt.
Die körperlichen Symptome und die altersbedingten Abnützungen machen sich bemerkbar, bei sich selbst und bei anderen im persönlichen Umfeld und das stimmt manchmal traurig. Es kommen auch Zweifel auf, ob man auch weiterhin noch alles machen kann oder eben auch hier Einschränkungen entstehen. Durch die abnehmende Lebensenergie muss akzeptiert werden, dass das Tempo im Alltag etwas reduziert werden muss und dadurch im Leben zu integrieren ist. Es gibt traurige Momente, wo man spürt, dass man nicht mehr jung und im Saft ist. Die Körperkräfte lassen nach und die Erholungszeiten werden spürbar grösser.
Wir können hier aber gegensteuern, und wenn es nur im Kleinen ist (in den eigenen Gedanken, Gefühlen, Handlungen, vor allem im persönlichen Umfeld). Die Natur und das Zusammensein mit anderen Menschen machen frei und glücklich. Die Bewegung, das Reisen, das Erleben von neuen Eindrücken macht Freude und ist Freiheit. Durch das Erwachsenwerden der Kinder wird mehr Freiheit und Freiraum erlebt und es bleibt mehr Zeit für persönliches.
Das Leben und die Welt haben immer Lösungen für die aktuellen Situationen und Probleme gefunden, somit auch für die nächsten Generationen. Die Wechseljahre sind ein Tanz zwischen Traurigkeit und Freiheit, ein Übergang, der formt und prägt. In dieser Phase bleibt auch mehr Zeit für sich selbst und man reflektiert den körperlichen und geistigen Prozess tiefer. Dadurch findet man zur Ruhe und in die Stille.
Es ist schön, nichts mehr zu müssen, sondern frei wählen zu dürfen, vergleichbar mit der „Kür“ des Lebens. Einfach einmal ein paar Stunden für sich selbst sein, lesen oder die Natur geniessen und sich viel bewegen.
Das freie Gefühl stellt sich ein, wenn man unkonventionelle Entscheidungen trifft oder nicht allen gesellschaftlichen Vorgaben entspricht. Man wird insgesamt mutige und die gewonnene Zivilcourage macht frei. In dieser Zeit zeigen sich auch 'Wechsel' in den menschlichen Beziehungen. Es gibt Freundschaften, die sich verflüchtigen. Diese Ablösung kann auch schmerzlich sein.
Der Umgang mit der Verletzlichkeit wird durch Erfahrung mit den Jahren einfacher. Man nimmt nicht mehr alles so ernst und es entsteht mehr Freiraum.
Es befreit, zu wissen, dass die Kinder nun erwachsen sind, die Ausbildung abgeschlossen haben und nun selbständig ihren Weg gehen.
Es macht frei, wenn es gelingt, Ängste zu überwinden, Zwänge und Konventionen hinter sich zu lassen und sich selbst verwirklichen, das Leben aktiv gestalten kann.
Gefühle der Ohnmacht machen traurig, der Gedanke an die viele Menschen, die in Unsicherheit und Armut leben, das Leiden von Menschen, die nahestehen.
Loslassen von Gefühlen und Gedanken hat beides - traurig und frei. Starke Wahrnehmung der Vergänglichkeit macht mich traurig.
Durch die Neuausrichtung ein Leben näher an der Natur und mit zunehmendem Alter mehr Todesfälle im Umfeld. Das Leben wird zur Kostbarkeit, weil es endlich ist.
„Das Werkzeug Yoga nutzen dürfen, welches uns zu uns selbst führt und somit eine Qualität fördert, die kraftvoll ist aber auch Leichtigkeit beinhaltet.“
„Nach Besuchen bei meiner Mutter bin ich regelmässig deprimiert und erschöpft. Es macht mich traurig zu sehen, wie klein ihre Welt ist und wie sie das verändert. Ich nehme sie als unglücklich wahr.“
4. Was fühlt sich gegenüber früher nicht mehr stimmig an und was stimmt?
Überforderung, kein Druck, einfach sein und sich akzeptieren. Früher - sich selbst unter Druck setzen, überall helfen wollen. Versuche, das Leben so stimmig wie möglich zu machen.
Früher wurde vermehrt alles mitgemacht, man hat sich dem Partner, der Familie untergeordnet und heute ist man freier, abgegrenzter und selbstbestimmter und sagt auch einmal „nein“. Ebenfalls wollte man andere nicht verletzten und allen recht machen (sich „rumbiegen“), heute steht man hin und nimmt seine eigenen Bedürfnisse wahr und fühlt sich gut dabei. Die Prioritäten haben sich verschoben.
Positive Veränderungen wie das Aufgeben von destruktiven Verhaltensweisen und schlechten Gewohnheiten - aufgehört mit Rauchen, vieles Ausgehen, zu viel Alkohol trinken. Plappern und lamentieren mit viel Essen und Alkohol wird unwichtig und macht Neuem Platz und das schafft Leichtigkeit. Weniger Informationen konsumieren und bewerten sowie kommentieren.
Momentan fühlt sich der Arbeitsplatz und die Arbeit nicht mehr ganz stimmig an.
Die Träume sind anders geworden, nicht mehr so wild aber vielleicht tiefer. Die Beziehungen haben sich verändert, manche sind geblieben, andere sind gegangen. Die Unbekümmertheit ist leider etwas verschwunden.
Die stumpfsinnige Teilnahme am Leben und an der Gesellschaft fühlt sich nicht mehr stimmig an. Anderseits aus einem inneren Reichtum mehr ausschöpfen und Ausdruck geben fühlt sich gut an. Die körperlichen Einschränkungen machen zu schaffen. Auch die kognitive Leistungsfähigkeit z.B. die Merkfähigkeit und Konzentrationsspanne verringern sich.
5. Welche Freuden erlebst du neu?
Entspannt bleiben, ohne Angst und Tatsachen annehmen. Viel mehr Freiraum, es ist kein Müssen, sondern ein Wollen ohne Druck und Pflichten. Viel mehr Zeit, für sich und mit der Familie, mit Freunden zusammen sein, mehr Flexibilität und auch da sein für andere.
Die Echtheit und die Ehrlichkeit, hinzustehen und für sich selbst einzustehen, bringen ein starkes Lebensgefühl und Freude mit sich. Freude an den kleinen Dingen erleben (eine Blumenwiese mit allen Details geniessen, eine Yogastunde oder ein Spaziergang mit dem Hund), sei es die Natur, mit Menschen oder Tieren.
Die Zeit nutzen, um das Leben zu überdenken, neue Ziele zu setzen und auf sich selbst zu konzentrieren. Im Umgang mit anderen Menschen wird man wählerischer. Die Tiefe wird intensiver und mehr wahrgenommen, die Oberflächlichkeit ist mehrheitlich verschwunden und der ehrliche und tiefe Austausch findet vermehrt statt.
Im Moment von tiefem, echtem, berührendem Austausch mit Menschen und Natur. Sich selbst besser kennenlernen.
Die Freuden stellen sich ein, wenn man lachen kann, durch Humor und Sprachwitz. In einer stimmigen Situation stellt sich eine grosse Zufriedenheit ein. Die Körperwahrnehmung hat sich verfeinert. Durch den grösseren Freiraum bleibt mehr Zeit zur Musse, zur Entspannung und für neue Hobbies (in Ruhe lesen, Schach spielen). Das Bewusstsein und die Wahrnehmung sind intensiver geworden.
Das Gefühl von Freiheit mehr denn je, mehr verbunden mit der Natur und auch mit den Mitmenschen, offener und toleranter. Die Freude am Leben selbst geniessen. Neues Lernen in und mit der Natur. Heilwirkung von Pflanzen vor der Tür und Selbstversuche, welche gelingen oder misslingen können. Die Freude über sich selbst bestimmen zu können, weniger vorgegebene Strukturen und Pflichten.
«Jeden Morgen Freude am neuen Tag. Dankbarkeit, hier zu sein und zu leben.»
6. Welche neuen Erfahrungen machst du? Wie gehst du damit um?
Sich von Vorstellungen lösen, bin dankbar für mein privilegiertes Leben, Unabhängigkeit. Durch den neuen Freiraum entsteht ein neuer Schaffensraum, den ich vollkommen nutzen kann. Insbesondere auch mehr Zeit für mich selbst.
Bedürfnisse wahrnehmen und auch für mich selbst etwas Gutes tun - für den Körper und den Geist. Mehr Sensibilität. Die Stille ist ein Begleiter geworden, nicht mehr der Lärm der Jugend, sondern ein sanftes Flüstern.
Einige Frauen haben begonnen, Erlebnisse und Gefühle aufzuschreiben und dies dadurch zu verarbeiten und zu verdauen. Eine klare Bestimmtheit im eigenen Tun (leider noch nicht immer aber immer öfter).
Mit zunehmendem Alter machen alle weichen und elastischen Bewegungen glücklich, die der Körper mit seinen Gebrechen zulässt. Es ist jedes Mal ein Glücksmoment, wenn sich eine Erweiterung in der Beweglichkeit oder Stabilität einstellt (Yoga & Pilates).
Mehr Zeit für das bewusste Beobachten von Menschen, Systemen und Natur. Die körperlichen Anzeichen des Älterwerdens, dass man als ältere Frau anders wahrgenommen wird in der Gesellschaft und man sich dem letzten Lebensabschnitt mit der Pensionierung nähert, auch als Grossmutter. Es ist nicht einfach, diese Veränderungen anzunehmen und sich gegen nichts zu wehren oder dagegen anzukämpfen.
Das Credo, dass der Moment im Hier und Jetzt gelebt werden will, wird immer dringender. Erlebe die Natur tiefer, empfinde Dankbarkeit, Glück und Übermut. Man muss nicht mehr alles kommentieren und wissen, wie wunderbar erleichternd. Lerne neue Menschen kennen, sich zurückhalten, beobachten, Zeit lassen und weniger urteilen. Das Entwickeln von tieferem Körperbewusstsein.
Das Nachlassen der Kräfte zulassen. Das stille Beobachten der Natur, seien es Pflanzen zuhause oder draussen Wiesen, Wälder und vieles mehr, einfach nur sein und geniessen.
„Es ist mir ein grosses Anliegen, die Grenzen des eigenen Körpers mit Dankbarkeit zu akzeptieren.“
7. Hast du einen neuen Freiraum gewonnen?
Kinder sind unabhängig, dadurch entsteht mehr Freiraum mit weniger Verantwortung. Durch das Wegfallen der Arbeit entstehen neue Freiräume. Es bleibt viel mehr Zeit und Flexibilität für die Dinge des Lebens ohne Pflichten. Diesen Freiraum wertschätzen und geniessen. Durch die Verschiebung der beruflichen und familiären Verantwortung, welche mehrheitlich abnimmt, entsteht neuer Freiraum.
Alltägliche Aufgaben bei der Arbeit und in der Familie entfallen und können durch persönliche Zeit genutzt werden, sei es Lesen, Entspannen, Bewegung und andere Beschäftigungen. Gleichzeitig werden die Beziehungen und/oder das Familienleben weitergeführt und geschätzt, einfach in einer anderen Form. Nicht mehr fremdbestimmt sein und den Tag selbst strukturieren.
Mehr Zeit, sich wahrzunehmen sich zu freuen, den eigenen Interessen nachzugehen. Durch die geschenkte Zeit können tiefgründige Erfahrungen gemacht werden. Durch die Berührung mit dem eigenen Leben durch Selbsterkenntnis eröffnet sich ein weiter Raum.
Der Einklang von Atem, Körperspannung und Loslassen erzeugen ein Gefühl von neuen Körperräumen und erweitertem Geist. Die geistigen Freiräume sind gewachsen. Endlich mehr Zeit zum Lesen, wofür früher keine Zeit zur Verfügung stand.
«Die Wechseljahre sind ein Schlüssel, der eine Tür zu neuen Möglichkeiten öffnet.»
8. Was nimmst du mit in die nächste Runde deines Lebens?
Das Leben gefällt so wie es ist und deswegen freuen sie sich auf die nächsten Jahre. Die Frauen sind neugierig, wie die nächste Runde sein wird. Ein Ziel ist, mit gesundem Menschenverstand und Vertrauen, die kommenden Veränderungen als natürlichen Lebensweg anzunehmen.
Offenheit und Wertschätzung für das Leben und das Wirken. Glückliche Momente erleben, vor allem mit Familie und Freunden. Stress reduzieren oder eliminieren, denn durch Stress entstehen Entzündungen und die Schlafqualität leidet.
Nicht zu stark auf andere hören, stattdessen auf sich selbst schauen, regelmässig trainieren und Innenschau halten, neugierig bleiben und lernfreudig sein.
Die Erinnerungen an die Jugend tragen, die Verluste und die Siege im Herzen. Die Gelassenheit hat die Unbekümmertheit abgelöst und das fühlt sich gut an. Der Druck, immer auf dem neusten Stand zu sein, nimmt ab und die Lebenserfahrung nimmt einen grösseren Platz ein. So viel Leichtigkeit wie möglich.
Die Hirnforschung spricht von der langen Plastizität des menschlichen Gehirns und vom lebenslangen Lernen. Auch wenn sich manche Fähigkeiten verringern, entstehen neue Gedanken und Gefühle, die bereichernd sind. Das Anstreben einer Balance zwischen Kopf, Herz und Bauch ist wichtig. Die körperliche Betätigung mit neuen Schwerpunkten ist eine wichtige Basis dazu.
Schöne Augenblicke und Erlebnisse mit anderen Menschen zusammen (Wanderungen, Reisen, Aktivitäten). Die Erkenntnis mitnehmen, dass sich im Leben alles stetig verändert. Gegenüber neuen Erfahrungen offen und neugierig bleiben.
Im Leben vor allem Liebe kultivieren, das ist das Wichtigste. Engagement für andere. Finanzielle Unterstützung von Vereinen und Projekten. Nachdenken und Dingen auf den Grund gehen. Für alles, was sich in den letzten 20 - 30 Jahren angesammelt hat, findet sich endlich Zeit, um diese Dinge Schritt für Schritt und ohne Druck anzugehen.
„Nimm dir Zeit für das bewusste Beobachten der Natur und finde zu deiner Mitte, zur Ruhe und in die Entspannung.“
9. Was lässt du los?
Kinder, Mutterrolle, Träume, Gewohnheiten. Vorstellung wie es sein sollte, sondern wie es ist akzeptieren und integrieren. Alles, was mich belastet, versuchen loszulassen. Mehr aus dem Herz leben - Liebe geben und erleben. Alles, was man festhalten möchte, fördert Unruhe in uns.
Die Erwartungen an die Menschen loszulassen und sich selbst treu zu bleiben. Den Drang nach Perfektion loslassen und das Erkennen, das authentisch sein wichtiger ist. Was sich nicht ändern lässt, versuchen, nicht festzuhalten und zu akzeptieren. Dadurch lernen wir, von Meinungen, Erwartungen und Vorstellungen loszulassen.
Ehrgeiz, Konkurrenz und Neid loslassen. Sich nicht mehr einengen lassen und seinen Freiraum bewahren. Auch Menschen, welche einen Teil des Lebenswegs mit uns gegangen sind, lassen wir manchmal los.
Erwartungen hinter sich lassen, vor allem die Vorstellung, dass irgendjemand oder irgendetwas so oder anders sein sollte. Sich stetig bemühen, negative Gedanken loszulassen. Das Loslassen stellt sich als laufender Prozess dar, welcher eigentlich schon lange begonnen hat und sich stetig weiterentwickelt.
Eigentlich nichts loslassen, alles gehört dazu, die Erfahrungen und Erlebnisse sind Teil des Lebenswegs. Das Leben hat das geformt, was wir heute sind.
Sich nicht für alles und jeden verantwortlich fühlen. Sich nicht ständig entschuldigen. Nicht mehr sofort auf alles reagieren. Mehr vorbeiziehen lassen und sich hüten, vor vorschnellen Bewertungen.
„Was immer du erfahren hast im Leben, bedingt, dass du immer wieder den Weg zu dir selbst zurückfindest“
10. Was würdest du anderen Frauen gerne mitgeben?
Jede Phase des Lebens beinhaltet Neues, mit Offenheit begegnen und annehmen.
Toleranz, Wertschätzung, sich am Leben freuen.
Lebt aus eurem Herzen und seid dankbar für alles, was euch geschenkt wird.
In diesen Wechseljahren deinen Erkenntnissen und Erfahrungen treu bleiben mit liebevoller Disziplin und Geduld.
Sich öffnen und auch heikle Themen ansprechen.
Vergangenes loslassen, sich über das Leben und die Zukunft freuen und geniessen.
Einmal etwas anderes oder Neues machen, mit Neugier und Mut.
Akzeptiert euch selbst, vergleicht euch nicht mit anderen.
Körperliche Fitness und seelische Ausgeglichenheit sind ein wichtiges Kriterium für das Älterwerden.
Lacht über Dinge und über eure eigenen Marotten – das hält im Herzen jung.
Erfolg und Misserfolg gehören zum Leben, wichtig ist etwas daraus zu lernen, vor allem aus den Misserfolgen.
Wir können nicht immer auf der Sonnenseite stehen, Licht und Schatten gehören auch zusammen.
Findet den Weg zu euch selbst und vertraut dem Leben.
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Frausein ist kein bequemer Weg. Ich meine jedoch, diese Innensicht lohnt sich. Im Gegenzug braucht es einen respektvollen Kontakt und Austausch mit Menschen, die einem nahe sind.
Lasst euch nicht einengen.
Lebe dein Leben frei, selbstbestimmt und furchtlos.
Ein Gefühl für die Leichtigkeit des Seins und der Freude daran. Das Geschenk und die Begrenztheit des Lebens an- und wahrzunehmen. Es ist Ordnung so wie es ist, wehrt euch nicht so viel, sondern schwingt mit dem Universum.
Nimm dir Zeit für dich selbst und finde heraus, was dir gut tut.
„Das Leben lehrt uns, zu ertragen (erträglich) und auszuhalten. Daraus entsteht Vertrauen ins Leben.“
„Ruhe bewahren und Gelassenheit üben in den verschiedenen Lebensphasen.“
Scuol, Juni 2024/mf





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